Normalerweise beantworte ich die Frage: «Roger, soll ich in dieser Situation ein partizipatives Format einsetzen?» mit «Ja!», bevor du sie fertiggestellt hast. Aber wie so oft im Leben, ist die Antwort nicht immer so einfach.
Lass uns mal drei Situationen unter die Lupe nehmen, in denen Partizipation vielleicht nicht die Wunderwaffe ist, für die wir sie gerne halten:
1️⃣ Das grosse Informations-Versteckspiel
Stell dir vor, du spielst Schach, aber die Hälfte der Figuren ist unter einem Tuch versteckt. Frustrierend, oder? Genauso fühlt es sich für die Mitarbeitenden an, wenn nicht alle Informationen auf dem Tisch liegen. Aus diesem Grund ist in dieser Situation Partizipation mehr Frust als Lust für alle.
Aber Moment! Es gibt Wege, das Beste aus der Situation zu machen. Wie wäre es, wenn wir uns auf die sichtbaren Figuren konzentrieren? Manchmal kann es sogar spannend sein, die Mitarbeiter in den «Geheimhaltungsprozess» einzubinden – das stärkt das Vertrauen und gibt ihnen das Gefühl, Teil von etwas Wichtigem zu sein.
2️⃣ Die Kompetenz-Krise
«Die haben sich doch noch nie mit Thema Y beschäftigt, die können das nicht!» – ein Klassiker, den man oft hört. Aber mal ehrlich: Wer von uns ist als Experte vom Himmel gefallen?
Fehlende Fachkompetenz kann tatsächlich ein Argument FÜR Partizipation sein. Wir können Partizipation als Chance sehen, Kompetenzen aufzubauen. Oft steckt in den Mitarbeitenden praktisches Wissen, von dem selbst die grössten Experten noch etwas lernen können. Und wenn wir merken, wo die Lücken sind, können wir gezielt nachschulen. Win-win!
3️⃣ Das Timing-Dilemma
«Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für Partizipation, das Team findet sich gerade erst und wäre überfordert.» Klingt logisch, oder? Aber was, wenn genau JETZT der perfekte Moment wäre?
Stell dir vor, du ziehst in eine neue WG. Würden deine WG-Kolleginnen warten, bis du dich eingelebt hast, bevor sie fragen, wer den Abwasch macht? Wohl kaum, es ginge ab dem ersten Abend zur Sache!
Genauso kann Partizipation in der Findungsphase eines Teams Gold wert sein. Es baut Vertrauen auf, liefert frische Perspektiven und etabliert von Anfang an eine Kultur der Offenheit. Und mal ehrlich: Wann, wenn nicht am Anfang, ist die Bereitschaft für Neues am grössten?
Partizipation ist kein Allheilmittel, aber oft der Schlüssel zu mehr Engagement, besseren Lösungen und einem stärkeren Teamgeist. Also, beim nächsten Mal, wenn du dich fragst «Soll ich hier partizipativ vorgehen?», denk an diese Punkte – und dann sag trotzdem «Ja!». Mit ein paar Anpassungen kann es klappen!