Schwarze Kleider auf der Bühne
Schwarze Kleider auf der Bühne sind, zumindest bezüglich Bühnenfotografie, sehr risikoreich und werden dennoch sehr gerne getragen.
Schwarz und Weiss ist ein guter Kontrast und viele Menschen mögen diese Kombi für ihren Bühnenauftritt oder Fotoshooting. Schwarz, alleine oder mit Farbe kombiniert, ist die Wahl vieler Bühnenkünstler. Damit meine ich auch nicht kleine Accessoirs, sondern grosse unifarbene Kleidungsstücke wie Jacken, Hosen oder Shirts.

Die Beine verschwinden
im Hintergrund
Schwarz reflektiert zu wenig Licht
Schwarz ist gemäss Definition die dunkelste aller Farben und gehört zu den unbunten Farben, das heisst sie hat weder einen bestimmten Farbton noch eine Sättigung. Die Netzhaut im Auge nimmt bei Schwarz keine Lichtwellen oder nur Lichtwellen mit geringer Intensität wahr. Deshalb fehlt der visuelle Reiz für die Farb- und Helligkeitsempfindung. Schwarz wirft also (fast) keine Licht zurück.
Was ist denn das Problem mit schwarzen Kleidern?
Die fehlende Reflexion von Licht verhindert, dass man schwarze Kleidungsstsücke gut sehen kann. Zumindest wenn die Umgebung nicht hell genug ist ud somit gute Kontraste fehlen.
Das wird dann zum Problem, wenn man als Künstler auf einer fremden Bühne steht und das Bühnenlicht nicht selbst orchestrieren kann. Bühnen sind häufig sehr dunkel, damit die Künstler mit wenig Licht in Szene gesetzt werden können. So gerät man auf der Bühne oder bei einem Fotoshooting öfters in Situationen, in welchen schwarze Kleider für ein Bild nicht funktionieren

Die Körperform ist nur schwer zu erkennen
Beispiele, in welchen die schwarzen Kleider nicht funktionieren
Das verschluckte Licht der Kleider führt dazu, dass die Künstler, bzw. Teile von ihnen in der Dunkelheit verschwinden. Ich habe hier ein paar Beispiele zusammengestellt und die spannenden Stellen markiert.

Die Beine sind nicht zu erkennen,
die hellen Schuhe aber schon
Das linke Bein "fehlt"

Die Körperform ist gar
nicht zu erkennen
Schauen wir uns an, was Schwarz mit den Strukturen in den Kleidern macht
Um genauer zu sehen, was bei schwarzen Kleidern passiert, habe ich eine Vergleichssituation mit 4 Bildern von Jarina im Ballettstudio geschaffen.






Die Lichtsituation
Das Lichtsetup ist bei allen 4 Bildern gleich aufgebaut, sodass wir die Wirkung bestmöglich vergleichen können.





Hauptlicht
Schatten
Hauptlicht





Rücklicht
Schatten
Rücklicht





Reflexion
Schatten
Reflexion
Das Hauptlicht kommt schräg von vorne. Gut erkennbar am Schatten auf dem Boden.
Das Rücklicht kommt von schräge hinten. Es gibt der Tänzerin Form, indem es sie vom Hintergrund abhebt. Der Schatten ist erkennbar, aber nicht dominant.
Es gibt noch eine dritte Lichtquelle, nämlich die Reflexion im Spiegel. In einem Ballett-Studio gibt es meistens hohe Spiegel, welche hier von der Seite her reflektieren.
Die Schatten, welche die Figur formen fehlen
Sowohl beim weissen als auch beim roten Kleid sieht man die Schatten, welche die Dreidimensionalität fördern sehr gut.
Beim schwarzen Kleid sieht man diese Schatten sehr schlecht. Da das schwarze Oberteil etwas glänzt, sind die Schatten dennoch leicht erkennbar. Ohne diesen Glanz wäre es komplett schwarz.
Beim Übergang zum weissen Tutu siht man den Unterschied der Wirkung von Licht auf Schwarz oder Weiss sehr gut.


Aufgehellte Seite
Keine aufgehellte Seite
Nur weiss
nimmt
Aufhellung an
Aufgehellte Seite
Die Struktur im Tutu fehlt
Beim schwarzen Tutu sind fast keine Strukturen zu erkennen. Beim roten Tutu hingegen sieht man wegen den Schatten sehr schön die Farbverläufe.


Der Hintergrund spielt eine wesentliche Rolle
In Teil 1 habe ich Beispiele aufgezeigt, in welchen die schwarzen Kleider mit dem dunklen Hintergrund verschmelzen. Wenn der Hintergrund aber nicht dunkel ist, gehen dann schwarze Kleider?
Wie in Teil 2 aufgezeigt, vermindert Schwarz die Sichtbarkeit von Strukturen. Wenn man sich bewusst dafür entscheidet, dass keine Strukturen sichtbar sein sollen, dann spricht nichts gegen schwarze Kleider bei hellem Hintergrund.
Gleiches Model mit unterschiedlichem Hintergrund
Hier sind 2 Bilder von Sibu. Gleiches Model, gleiches Licht, gleiche Pose, gleiche Kleider. Das einzige was unterschiedlich ist, ist der Hintergrund.
Man sieht gut, dass die schwarze, hautenge Leggins mit der weissen Wand sehr gut funktioniert. Beim rechten Bild verschwimmt der gesamte untere Teil des Körpers mit dem Hintergrund. Es ist kaum erkennbar, wo das Bein aufhört und die Lifttüre beginnt.




Das Gesamtbild entscheidet, ob und wie man schwarze Kleider einsetzen kann
Mann kann also schwarze, enge Kleider für bestimmte Situationen sehr gut einsetzen. Beim Bild links und rechts wäre eine helle Alternative besser.






Möglichkeiten dunkle Kleider dennoch einzusetzen
Es gibt Situationen, in denen sich schwarze Kleider dennoch vor dunklem Hintergrund als Stilelement einsetzen lassen.
Wenn Körperteile bewusst ausgeblendet werden sollen
Wenn man gewisse Körperteile bewusst ausblenden will, eignet sich dunkle Kleidung natürlich hervorragend. Damit lässt sich ein Fokus im Bild setzen, hier auf dem Bild rechts liegt der Fokus voll auf dem Gesicht. Die Hände wirken freistehend, gar wie von einer Drittperson, sind aber die Hände des Models selbst.
Bei Bild auf der linken Seite kann man wegen den schwarzen Kleidern nur die Hände sehen. Das erzeugt einen künstlerischen Effekt.




Glitzer ist der Retter in der Not
Mit Glitzer schafft man auf schwarzen Kleidern die notwendige Relexion. Dort wo keine Glitzer auf den Kleidern sind, verschwinden wieder Beine unschön im Hintergrund.


Mit Blitzreflexion im Hintergrund
Mit Blitzreflexion im Hintergrund geht es ebenfalls. Dies allerdings nur solange die dunklen Stellen wie im rechten Bild vor der reflektierenden Stelle sind. Im linkend Bild funktioniert es nicht so gut, da die Beine zu weit ins Dunkle ragen.




Was man anstelle von schwarzen Kleidern anziehen kann
Es gibt ein paar gute Alternativen zu schwarzen Kleidern. Den Glitzer haben wir bereits kennengelernt, aber
knallige Farben sind ein sicherer Wert!
Leider passen die knalligen Farben nicht zu jedem Fotostil. Aber es schadet auch nicht ein oder zwei Teile mit knalligen Farben einzupacken.






Leichte Farben gelingen fast immer
Auch leichte Crèmefarben gelingen häufig. Sie sorgen für sanfte Übergänge und können in allen erdenklichen Farbtönen getragen werden. Auch beim etwas dunkleren Blau sind die Strukturen gut erkennbar.


Jeder entscheidet schlussendlich selbst, ob schwarze Kleider im Bild funktionieren
Ich habe hier 2 Selbsttests zusammengestellt. Bei welchen Bilder funktionieren für dich schwarze Kleider?
Selbsttest 1 - Funktioniert hier schwarze Kleider für dich?
Meine Meinung:
Ja, es funktioniert. Die Hosen haben einen glänzenden Touch und zeigen schön die Beinform. Im Oberteil ist die Form ebenfalls gut sichtbar.
Ich habe bei der Aufbereitung des Bildes aber auch explizit auf diese Aspekte geachtet und entsprechend verstärkt.


Selbsttest 2 - Funktioniert hier schwarze Kleider für dich?
Meine Meinung:
Nein, es funktioniert nicht. Die Hosen aller Tänzerinnen und Tänzer verschwimmen im Hintergrund. Ebenso die äusseren Täner, vor allem auf der linken Seite des Bildes.

